TS Hamburg (1969-2009)
Reederei: Deutsche Atlantik Linie
Werft: Howaldtswerke Deutsche Werft, Hamburg
Tonnage: 25022 BRT
Stapellauf: 21.02.1968
Länge: 194,70m
Breite: 26,60m
Jungfernfahrt: 28.03.1969
Namen: TS Hanseatic, TS Maksim Gorkiy, TS Maxim Gorkiy
 
Schiffshorn/Typhon (www.schiffsphoto.de)
TS Hamburg-Marsch (www.club-ts-hamburg.de)
Video: Von der TS Hamburg zur Maxim Gorkiy
Deckpläne

Die TS Hamburg wurde in Hamburg bei den Howaldtswerken Deutsche Werft gebaut und ist trotz ihres bewegten Lebens noch immer im aktiven Dienst. Sie besitzt eine Geschwindigkeit von 22 Kn und ist auf Grund ihrer Turbinen ungewöhnlich leise. Das Schiff hat einen Tiefgang von ca. 8,50m sowie Stabilisatoren und liegt selbst bei stärkeren Seegang ruhig im Wasser. An Bord finden in 326 Kabinen bis zu 780 Passagiere platz, die Mannschaftsstärke beträgt 340. Das Schiff besitzt einen Innen- und Außenpool, eine kleine Kapelle (heutzutage auf so gut wie keinem Kreuzfahrtschiff zu finden) sowie im Heckbereich ein großes Kino, welches fast die gesamte Breite des Schiffes einnimmt. Die Kabinen befinden sich hauptsächlich auf drei Decks, durch die ein fast 3m breiter Mittelgang führt. Somit bietet es dem Passagier eine große Übersichtlichkeit und das Gefühl von Geräumigkeit.

Am 10. Oktober 1966 wurde der Bau des ersten deutschen Nachkriegspassagierschiffes beschlossen und am 28. Oktober unterzeichnete man den Vertrag mit der Bauwerft. Die Kiellegung fand am 21. Juli 1967 auf Helgen 18 statt. TS Hamburg verfügt über 255 Spanten bis zur äußersten Spitze des Oberdecks, die im Vor- und Achterschiff 600mm, im Mittelschiff zwischen 700 und 740mmm voneinander entfernt liegen. Der Stapellauf erfolgte am 21. Februar 1968. Die Taufpatin der TS Hamburg war Marie-Luise Kiesinger, die Gattin vom damaligen Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger. Vom 12.-15. Februar 1969 erfolgten die Probefahrten und am 22. März 1969 wurde die TS Hamburg in Dienst gestellt. Da das Schiff von Anfang an als Kreuzfahrer vorgesehen war, war die Jungfernreise am 28.03. eine Galareise nach Westafrika und Südamerika, die 36 Tage dauerte.

Am 25. September 1973 wurde sie in Hanseatic umbenannt. Am 1. Dezember 1973 stellte die in finanzielle Schwierigkeiten geratene Deutsche Atlantik Linie den Betrieb ein. Somit wurde die Hanseatic in Hamburg aufgelegt, bis über ihr weiteres Schicksal entschieden wurde.

Ein Verkauf an die HAPAG-Lloyd für 50 Millionen scheiterte. Danach lagen noch zwei weitere Angebote vor: von der japanische Ryutsu Kaiun K.K. und von der amerikanischen Robin International Cooperation. Den Zuschlag erhielt für 62 Millionen Mark das amerikanische Unternehmen, welches das Schiff als „Strohmann“ für die sowjetische Staatsreederei erworben hatte. Am 25. Januar 1974 wurde die Hanseatic der Black Sea Shipping & Co. (BLASCO) übergeben. Von nun an befuhr die Ex-Hamburg als Maksim Gorkiy die Weltmeere.

Doch bevor sie zahlende Passagiere an Bord nahm, wurde auf ihr der Film „18 Stunden bis zur Ewigkeit“ mit Omar Sharif gedreht. Ironischerweise wiederholte sich der Inhalt des Filmes, denn im November 1975 explodierten zwei Bomben auf einer Überfahrt nach New York. Ohne ernsthaften Schaden konnte die Maksim Gorkiy die Bethlehem Steel Werft in Hobooken erreichen.

Der deutsche Kreuzfahrtveranstalter Neckermann (NUR) charterte die TS Maksim Gorkiy 1975. So kamen erneut deutsche Gäste in den Genuss auf der "schönen Hamburgerin" zu reisen.

Am 18. September 1980 ereignete sich ein ungewöhnlicher Vorfall, denn die Maksim Gorkiy wurde nicht im New Yorker Hafen abgefertigt als Grund wurde der Protest gegen die Vorgehensweise im Afghanistan Konflikt genannt. So ankerte das Schiff vor Staten Island und die Passagiere wurden mit Hafenfähren aufs Festland gebracht.

Vom 29. April bis 02. Juni 1988  wurde die Maksim Gorkiy bei der Lloyd Werft in Bremerhaven umfangreich modernisiert. Im September wurde das Schiff von der Firma Phoenix-Reisen Bonn gechartert, nachdem NUR die neue Vasco da Gama als Nachfolger in Dienst stellen wollten. Seitdem ist sie zum Liebling der Deutschen Kreuzfahrer geworden. Eine „alte Lady“ mit dem Charme einer „echten Hamburgerin“.

TS Maksim Gorkiy geriet 1989 erneut in die Schlagzeilen. Am 19. Juni befand sie sich mit 575 Passagieren und 378 Besatzungsmitgliedern auf der großen Nordlandreise, die über Island, Spitzbergen nach Norwegen führt. Kurz vor Mitternacht beschädigte sich das Schiff den Rumpf auf Grund von Packeis oder einem Unterwasserriff. Die Passagiere wurden evakuiert, denn der vordere Teil des Schiffes war bereits bis zum Hauptdeck gesunken. Die um 3Uhr morgens eintreffende Senja der norwegischen Küstenwache nahm die Passagiere an Bord und unterstützte die Lecksicherungsarbeiten. Nachdem die Maksim Gorkiy in einer Bucht in Spitzbergen provisorisch repariert wurde, machte sie sich auf den Weg zur Lloyd Werft in Bremerhaven –Eintreffen: 4. Juli. Am 17. August kam sie wieder in Fahrt.

Am 2. und 3. Dezember 1989 war die Maksim Gorkiy erneut in aller Munde, denn auf ihr hielten die damaligen Präsidenten der Supermächte USA und UdSSR - George Bush und Mikhail Gorbatschow – eine Konferenz ab. Das Schiff ankerte zu dieser Zeit vor Malta.

Mit dem Zusammenbruch der UdSSR kam auch das Ende für die Black Sea Shipping & Co. Im Dezember 1991 wurde das Schiff auf den Bahamas registriert. Der Heimathafen der Maxim Gorkiy ist seitdem Nassau. Regelmäßig ist das Schiff Gast bei Blohm & Voss im Dock 17. 1995, 1998 und 2001 wurde sie vollständig modernisiert und auf den neusten Stand der Technik gebracht. So besitzt die Maxim eine Müllverbrennungsanlage sowie Meerwasser-Entsalzungsanlagen.

Bei ihrem Aufenthalt vom 3. bis 23. Dezember 2005 wurde sie optisch an die Phoenix-Farben angepasst. Die russische Flagge mit dem Socvomflot Logo am markanten Schornstein wurden gegen den Albatros und gelben Stern eingetauscht. Der Stern am Bug sowie der Rallystreifen um das Schiff herum sind nun anstatt rot in einem kräftigen türkis.

Im Jahre 2002/03 feierte sie ihre 30. Weltreise und die Große Nordlandreise am 16. August 2006 war ihre 1000.Kreuzfahrt überhaupt. Im Sommer ist sie im Norden, im Herbst im Mittelmeer und während des Jahreswechsels bis zum Frühjahr auf Weltreise. Diese Fahrten werden nur von den jährlich im November/Dezember stattfindenden Werftaufenthalten unterbrochen - 2006 lief die Maxim Gorki zum 10. Mal in Folge ins Dock von Blohm  & Voss für allgemeine Reparaturarbeiten.

Am 22.11.2007 wurde bekannt gegeben, dass TS Maxim Gorkiy am 30.11.2008 aus dem aktiven Dienst für den deutschen Charterer Phoenix Reisen Bonn ausscheiden wird. Grund sind die hohen Bunkerkosten und die kontinuierlich steigenden Unterhaltskosten. Somit ist die 35. Weltreise vom 21.12.2007 bis 14.05.2008 mit 73 Häfen und 33 Ländern die letzte unter der Phoenix-Flagge.

Am 20. August 2008 gab man bekannt, dass Orient Lines das Schiff als Marco Polo II in Fahrt bringen werde. Zunächst soll es in einer Werft von Dezember 2008 bis April 2009 umfangreich modernisiert werden, um den SOLAS-2010 Vorgaben gerecht zu werden. Das Schiff soll die für Orient Lines typischen blauen Farbanstrich erhalten. Die Jungfernfahrt start am 15. April 2009 von Barcelona in Richtung Port Said. Auf Grund von Finanzierungsschwierigkeiten in Folge der weltweiten Finanzkrise wurde der Start von Orient Lines mit Maxim Gorkiy verschoben und die gesamte Sommersaison 2009 abgesagt.

Nichts desto trotz endete am 30.11.2008 die Ära Maxim Gorkiy bei Phoenix Reisen Bonn. Das Schiff legte am 1.12. in Venedig ab, um nach Piräus zur Werft zu fahren. Nun bleibt zu hoffen, dass sich ein Charterer bzw. eine andere Lösung für dieses so geschichtsträchtige Schiff findet.

Am späten Abend des 01. Dezember verließ die Maxim Venedig und nahm Kurs auf die Bucht von Eleusis und der Werft Hellenic Shipyards nahe Piräus. Kurz vor Weihnachten lief das Schiff zu Probefahrten Richtung Nauplion auf. Mittlerweile liegt sie in der berühmt berüchtigten Piräus Road und wartet auf die Dinge die da kommen.

Fotograph: Nikos Thrylos, 31.12.2008

 Laut einem Zeitungsartikel soll das Schiff am 8.1.2009 angeblich für 4,2 Mio Euro an eine indische Abwrackfirma verkauft worden sein, aber noch liegt sie unverändert vor Anker. Eine Hamburger Investorengruppe versucht unterdessen das geschichtsträchtige Schiff "nach Hause" zu holen. Am 26.1. wurde der Besitzerwechsel von  Maxim Gorkiy Shipping Company Limited (Bahamas) an die Advanced Distribution Company Ltd. ( Liberia) bekannt gegeben. Das Management fiel in die Hände von Pelmar Shipping & Engineering Pvt Ltd.

Am Abend des 28. Januar verließ die Maxim Gorkiy endgültig Piräus Roads und nahm Kurs auf Limassol, wo sie am 30. Januar morgens eintraf, aber nach einem kurzen Bunkerstopp abends bereits wieder verließ.

Mein Dank gilt Andreas, der das Foto hier gemacht hat (Homepage)

In der Nacht vom 3. zum 4. Februar fuhr die Maxim in den Suez Kanal ein vor dem sie bereits seit dem 1. Februar auf Grund nicht geleisteter Passagegebühren wartete. Am Nachmittag des 04. Februar verließ sie den Kanal und fuhr mit 13,5 Kn ins Rote Meer ein und verweilte dort bis etwa zum 10. Februar. Nach langsamster Fahrt erreichte die Maxim den Schiffsfriedhof vor Alang etwa 300km nördlich von Mumbai am  14. oder 15.Februar. Priya Blue Industries, eine indische Abwrackfirma, hat die Maxim Gorkiy mittlerweile gekauft und am 25.02. am frühen Morgen fand die finale Vollgasfahrt auf den Strand statt. Ein Tag der Trauer.

mit Genehmigung von Peter Knego (www.midshipcentury.com, www.maritimematters.com)